Positionspapier für Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit in der GI und der Informatik

Präambel

Die Satzung der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) sieht die Förderung von in der Informatik tätigen Frauen mit dem Ziel ihrer faktischen Gleichstellung als eine besondere Aufgabe des Vereins vor (§ 2 Ziffer 2.2.4 der GI-Satzung).

Die Verfasserinnen und Verfasser dieses Positionspapiers sowie der internen Leitlinien zur Förderung der Gendergerechtigkeit wollen dazu beitragen, dass die GI diverser wird. Die Gesellschaft für Informatik hat sich in ihrer Satzung dazu verpflichtet, den Mitgliedern bewusst zu machen, dass die in der Informatik Tätigen einen besonderen Auftrag für die Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens haben (§ 2 Ziffer 2.4 der GI-Satzung). Im Zusammenwirken dieser Aufgaben geht es darum, dass sich die Mitglieder der Gesellschaft für Informatik aktiv dafür engagieren, Diskriminierung zu verhindern und bestehenden Ungleichbehandlungen entgegenzutreten. Es besteht kein Zweifel, dass Menschen verschiedener Geschlechter, verschiedener Herkunft, verschiedenen Alters, verschiedener sexueller Orientierungen und verschiedener Religionszugehörigkeiten in der Informatik und in der GI aktiv sind oder aktiv werden können. Perspektivisch soll

  1. diese Vielfalt der GI noch stärker Ausdruck finden,
  2. ihre Chancen für die GI-Aktivitäten noch stärker genutzt werden und
  3. mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden. 

Anhand der Evaluation der Beteiligung in Bildung und Beruf, in Gesellschaft und Wirtschaft, wie auch in Gremien lässt sich mit verschiedenen Kriterien überprüfen, ob für unterschiedliche Gruppen gleiche Chancen bestehen. Dabei ist beispielsweise zu überprüfen, ob Frauen und Männer entsprechend ihres Anteils in Präsidium, Vorstand und Fachgesellschaften präsent sind.

Frauen stellen einen Anteil von ca. 11% der Mitglieder in der Gesellschaft für Informatik. Der Anteil der Informatikstudentinnen im ersten Semester steigt langsam aber stetig an und liegt bei ca. 25%1. In informatischen Ausbildungsberufen waren 2017 lediglich 9% Frauen2. Der Frauenanteil unter den IT-Beschäftigten belief sich auf 16% im Jahr 2016, während Frauen über alle Berufe 46% ausmachen3.

Diese Zahlen deuten darauf hin, dass sowohl im Fach Informatik als auch in der Gesellschaft für Informatik Aufwuchspotenziale durch die stärkere Einbindung von Frauen bestehen. Die Frauenanteile sind gemessen an der Gesamtgesellschaft gering und variieren je nach Bereich stark, sodass bei Weitem noch nicht von einer faktischen Gleichstellung im Sinne der Satzung ausgegangen werden kann. Als Fachgesellschaft kommt der GI deshalb die Aufgabe zu, Informatikerinnen auf allen Ebenen verstärkt zu fördern und zu unterstützen. Dabei stehen drei Ziele im Vordergrund:

a) Ausgewogenheit der Geschlechteranteile in den Leitungsgremien der Gesellschaft für Informatik

Dies soll durch eine Selbstverpflichtung der GI erreicht werden. Eine Geschlechterquote von 30% für Vorstand und Präsidium werden angestrebt. Durch kontinuierliche Evaluation und unterstützende Maßnahmen (siehe Leitlinien zur Gendergerechtigkeit) soll diese Geschlechterquote stufenweise für alle GI-Gremien erreicht werden.

b) Erhöhung der Anzahl weiblicher GI-Mitglieder

Mehr Informatikerinnen und an Informatik interessierte Frauen sollen GI-Mitglied werden und den Verein aktiv mitgestalten. Zur Zielerreichung sollen insbesondere die Leistungen der Frauen in der GI nach außen hin sichtbarer gemacht werden, z.B. über die Ansprache von Fachexpertinnen. Außerdem sollen Angebote vom AK Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit  vorgeschlagen und mit Unterstützung des GI-Präsidiums und des GI-Vorstands umgesetzt, evaluiert und weiterentwickelt werden, um die GI für Frauen attraktiver zu gestalten. Mögliche weitere Instrumente werden in den Leitlinien zur Gendergerechtigkeit erörtert.

c) Erhöhung der Anteile von Mädchen und Frauen in der Informatik

Die Gesellschaft für Informatik soll dazu beitragen, Mädchen und Frauen vermehrt an die Informatik als Tätigkeitsfeld heranzuführen.  Dies soll erreicht werden, indem in der Nachwuchsförderung gezielt junge Frauen und Mädchen adressiert werden. Um bedarfsorientiertes Handeln zu ermöglichen, sollten die Gründe für die Wahl eines informatischen Studiums oder Berufs analysiert werden. Mögliche Instrumente, um junge Frauen und Mädchen an ein Informatikstudium oder eine Informatikausbildung heranzuführen, sollen im AK Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit erarbeitet werden. Dabei kommt der vermehrte Austausch mit Initiativen und Organisationen mit ähnlichem Leitbild eine entscheidende Rolle zu. Der Aufbau eines Mentoringprogramms ist eine begleitende Maßnahme.

Weitere Maßnahmen

Darüber hinaus soll die GI kontinuierlich weitere Maßnahmen evaluieren und ergreifen, um Frauen in der GI und in der Informatik zu unterstützen. Dafür kann es notwendig werden, Bedarfe zu ermitteln und dementsprechende Angebote und Strukturen anzupassen. Das langfristige Ziel ist eine faktische Gleichstellung von Frauen in der Informatik, zu der die GI als größte Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum einen erheblichen Beitrag leisten kann und will.

Referenzen

https://www.komm-mach-mint.de/Service/Daten-Fakten  

https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berufe/generische-Publikationen/Broschuere-Informatik.pdf

3 https://www2.bibb.de/bibbtools/dokumente/xls/a21_dazubi_berufsliste-t_2015.xls